Auf den Punkt
Marktkommentar Oktober 2019
Inhalt:
- Deal-Maker Donald Trump
- Brexit – na und?
- Konjunktur
- Kursschwankungen gehören dazu
Sehr geehrte Kunden,
obwohl alle Welt einen Deal will, entwickelt sich der Verhandlungsmarathon zwischen den USA und China zu einem zähen Ringen mit vagen Erfolgsaussichten, gegenseitigen Drohungen und ständig neuen Verschärfungen. Viele Wochen blieb der Nachrichtenflow aus dem Weißen Haus eher unspektakulär, jetzt aber teilt Donald Trump wieder nach allen Seiten aus: China, Europa, Iran, Russland, Türkei, Nordkorea, Opec. Kaum eine Region bleibt unverschont. Lediglich mit Mexiko und Kanada hat Trump sich geeinigt. Und dies im Falle Kanadas sogar zu deren Bedingungen! Ein Hoffnungsschimmer für Europa? Wohl eher nicht, denn angesichts der Genehmigung der Welthandelsorganisation WTO, die es den USA gestattet, Zölle auf EU-Exporte im Gesamtwert von 7,5 Milliarden US-Dollar zu erheben, rücken schon wieder neue Belastungsfaktoren in den Fokus.
Auf alle Fälle lassen die Trump-Tweets die Weltbörsen seit Wochen Achterbahn fahren. Die Halbwertzeit seiner 280 Zeichen ist so kurz, dass sich kein nachhaltiger Trend bilden kann. Verträge werden einseitig aufgekündigt und unter teilweise enormem wirtschaftlichem oder gar militärischem Druck neu verhandelt bzw. diktiert.
Diese protektionistische Politik nach dem Motto „America first“ gefällt zwar sicherlich vielen Amerikanern, gleichwohl beunruhigt sie Verbündete und Geschäftspartner in aller Welt. Verlässlichkeit, partnerschaftliches Miteinander und Planbarkeit sind Schnee von gestern, Investoren werden verunsichert. Die dadurch geschaffene Lage mutet schon fast grotesk an, scheinen die Märkte doch stärker durch Launen des Deal-Makers als durch tatsächliche Fakten bestimmt zu werden.
Brexit – na und?
Hinter den Kulissen wurde bis zur letzten Minute verhandelt und der nicht mehr für möglich gehaltene Schulterschluss zwischen der Europäischen Union und Großbritannien scheint nun doch noch in greifbare Nähe gerückt zu sein. Zu welchen Bedingungen bzw. worauf genau man sich geeinigt hat, ist unklar. Klar scheint lediglich, dass ein geregelter Brexit noch immer nicht als sicher gelten kann. Im Vorfeld schien die Situation immer weiter zu eskalieren, die Positionen aller Beteiligten so festgefahren, dass das Szenario eines ungeordneten Ausstiegs der Briten immer wahrscheinlicher wurde. Boris Johnson, der bislang auf ein Alles-oder-Nichts-Szenario mit offenem Ausgang setzte, nimmt dabei offenbar in Kauf, dass die englische Wirtschaft großen Schaden nimmt, Banken ihren Sitz nach Frankfurt oder Paris verlegen und große Unternehmen darüber nachdenken, ihre Zentralen aufs Festland zu verlagern. Aber ist der Austritt Englands- mit oder ohne Deal –
für Europa letztendlich wirklich so dramatisch? Waren die Briten nicht immer auch Provokateur und Blockierer der europäischen Idee? Ein Größenvergleich zeigt, dass das englische Bruttoinlandsprodukt gerade einmal dem entspricht, was China seit 2016 an zusätzlichem Wirtschaftswachstum generiert hat. Dies sollte verdeutlichen, dass der Brexit – ob geregelt oder ungeregelt – für die Weltwirtschaft keine bedeutende Rolle spielen wird.
Global agierende, am Finanzplatz London gelistete Konzerne, die in britischem Pfund bilanzieren und den Großteil ihrer Umsätze im Ausland erwirtschaften, profitieren sogar von der schwächelnden Währung. In Europa kann der Brexit sicherlich zu kurzfristigen Rückschlägen an den Märkten führen, worin wir jedoch eine Chance sehen würden, wieder günstig Qualitätsaktien erwerben zu können.
Konjunktur
Nahezu alle Konjunkturindikatoren weisen Richtung Süden. Der Sentix-Stimmungs-Indikator der Konjunkturerwartungen für die nächsten 6 Monate hat für Deutschland mittlerweile den tiefsten Stand seit 2015 erreicht, das Barometer für die Einschätzung der aktuellen Lage fiel gar auf den tiefsten Stand seit November 2009.
Sämtliche Einkaufsmanagerindizes sind im Sinkflug und haben bereits Tiefs vergleichbarer Phasen erreicht. Gewinnschätzungen werden reduziert und man darf gespannt sein, ob die aktuelle Berichtssaison hier neue Aspekte liefern kann. In den etablierten Volkswirtschaften haben sich Zinsen in Luft aufgelöst und so weisen z.B. 5-jährige deutsche Staatsanleihen mittlerweile eine Negativ-Rendite von minus 0,7% auf! Nur unter hohen Währungs- und wirtschaftlichen Risiken sind noch nennenswerte Erträge mit Zinspapieren aus den Emerging-Markets zu erzielen. Insgesamt sprechen wir hier ganz klar von zinslosen Risiken und nicht von nachhaltigen Investment-Chancen. Trotz aller genannten Unsicherheitsfaktoren ist jedoch keine Verkaufspanik ähnlich früherer Krisenzeiten oder wie Ende 2018 zu beobachten. Die Volatilität (Schwankungsbreite) als Risikomaß am Aktienmarkt bleibt vergleichsweise verhalten. Die Weltwirtschaft wächst immer noch mit 3% und folglich erwarten wir kein Crash-Szenario, jedoch auch keinen überproportionalen Anstieg. Erst eine nachhaltige Einigung im Zollstreit könnte zu einer deutlichen Stimmungsaufhellung und somit zu entsprechenden Kursgewinnen führen. Das Gebot der Stunde ist nicht das passive Investieren, sondern aktives Management.
Wir fühlen uns in diesem Umfeld mit einer erhöhten Liquiditätsquote gut aufgestellt. Insgesamt bewerten wir Aktien auf dem gegenwärtigen Niveau neutral. Gleichwohl stehen wir mit Blick auf interessante Gelegenheiten und bei temporären Kursrückschlägen bereit, unsere Investitionsquoten wieder zu erhöhen. Denn eines ist sicher: gute Unternehmen werden sich ungeachtet politischer Widrigkeiten – wenn auch unter Schwankungen – letztendlich immer durchsetzen.
Kursschwankungen gehören dazu
Börsenkurse schwanken, kurzfristig mitunter sogar sehr heftig. Investoren sollten keine Angst vor Kursschwankungen haben, denn Ausschläge nach unten genauso wie nach oben gehören an der Börse einfach dazu. Vielen Anlegern scheint diese Sicht schwer zu fallen, lassen sie sich doch zu sehr von kurzfristigen Geschehnissen beeinflussen und durch den täglichen Blick ins Depot nervös machen. Investieren bedeutet, von der Zukunftsfähigkeit
eines Unternehmens, von dessen Geschäftsmodell und seinem langfristigen wirtschaftlichen Erfolg überzeugt zu sein. Dabei stellt der Zeitfaktor eine ganz wesentliche Größe dar. Längerfristig werden Kurschwankungen geglättet und fundamentale Aspekte setzen sich durch. Und der lange Blick zeigt, dass massive Einbrüche eindeutig die Ausnahme und nicht die Regel sind. In der Vergangenheit gab es deutlich mehr gute als schlechte Jahre. Und angesichts einer Welt ohne Zinsen wird sich daran auch in Zukunft nichts ändern.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen ruhigen und entspannten Herbst.
Herzliche Grüße aus Trier
Ihr Team der BSK Vermögensverwaltungsgesellschaft
Disclaimer/Risikohinweis:
Dieser Kommentar dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder zu einer sonstigen Wertpapiertransaktion dar. In einem persönlichen Gespräch stehen wir gerne für weitere Informationen zur Verfügung. Eine Investmentstrategie orientiert sich stets an den persönlichen Umständen eines Anlegers wie beispielsweise Anlagehorizont, Risikoerwartungen und Renditeziele. © BSK Vermögensverwaltung GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um Quellenangaben gebeten. Eine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben oder dem Eintreffen von Erwartungen kann nicht übernommen werden und keine Aussage in diesem Marktkommentar ist als solche Garantie zu verstehen. Die BSK Vermögensverwaltung GmbH noch deren Kooperationspartner übernehmen irgendeine Art von Haftung für die Verwendung dieser Präsentation oder deren Inhalt. Weder die Veröffentlichung noch eine Vervielfältigung dieses Marktkommentars darf ohne die vorherige ausdrückliche Erlaubnis der BSK Vermögensverwaltung GmbH auf irgendeine Weise verändert oder an Dritte verteilt oder übermittelt werden. Mit der Annahme dieses Marktkommentars wird die Zustimmung zur Einhaltung der o.g. Bestimmungen gegeben.