Marktkommentar Januar 2025


  • Aktuelles
  • Entwicklungsunterschied DAX und MDAX – Krisen – Übertreibung
  • Europa und die Bürokratie
  • Einzelwert: United Internet
  • Ausblick

Aktuelles

Ein erfreuliches Anlegerjahr 2024 ist zu Ende gegangen. Sowohl die Aktienmärkte, zumindest die großen Leit-Indices und Technologiewerte, als auch die Rentenmärkte und Gold haben dazu beigetragen. Angesichts der weltwirtschaftlichen und geopolitischen Entwicklungen hätte man dies zu Beginn des Jahres nicht unbedingt in dieser Deutlichkeit erwartet. 

Das neue Jahr verspricht auf jeden Fall ähnlich spannend zu werden. An den vielfältigen Krisenherden hat sich nichts Wesentliches geändert und ein neuer „alter“ Akteur mischt ab Januar im Weltgeschehen mit. Der künftige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Herr Donald Trump – einen Vorgeschmack auf das, was uns erwartet, haben wir in den vergangenen Wochen bereits erhalten.

Entwicklungsunterschied DAX und MDAX – Krisen – Übertreibung

Der Leitindex DAX hat sich im vergangenen Jahr sehr positiv entwickelt. Hingegen zeigt sich bei seinem kleinen Bruder, dem MDAX, welcher überwiegend mittelständische Unternehmen beinhaltet, in aller Deutlichkeit die Misere der deutschen Wirtschaft. Im Gegensatz zum DAX hat der MDAX das Jahr mit einem Minus abgeschlossen – unterschiedlicher war die Entwicklung in der Vergangenheit noch nie. 

Selbst geschichtsträchtige Ereignisse wie der Sturz der Assad-Regierung, einem weiteren Jahr, das vollgepackt war mit vielen Herausforderungen, geopolitischen Krisen und Kriegen, können den DAX anscheinend kaum beunruhigen – man ist krisenerprobt, die Stimmung in Deutschland ist trotz Wirtschaftskrise euphorisch. Zumindest bezogen auf den DAX!? 

Übertreibung? Das hört sich gefährlich an – ist es auch. Denn sie zeigt an, dass sich die Börsen von den Fundamentaldaten entkoppeln. Langfristig bewegt sich aber beides im Einklang. Damit dies so bleibt, müssen die Kurse also wieder fallen oder sich so lange seitwärts bewegen bzw. schwächer steigen, bis sie von den Fundamentaldaten eingeholt werden. Phasen der Übertreibung können längere Zeit anhalten – auch die aktuelle. Schließlich treibt nicht nur der Trump-Trade die Börse an, sondern auch die mit dem Fortschritt Künstlicher Intelligenz (KI) verbundenen Geschäftserwartungen. 

Zur neuen Realität gehört auch die kurzfristige, aber teils enorme Schwankungsbreite bei Einzelwerten. Der Blick in die USA zeigt: Selbst große Werte mit einer Marktkapitalisierung im dreistelligen Milliardenbereich können auf Tagesbasis um 10%, 20% oder sogar noch stärker einbrechen – oder steigen. Das hat es in dieser Deutlichkeit selten zuvor gegeben. 

Europa und die Bürokratie 

Nie war Europa so wichtig wie heute als Werte- und Wirtschaftsgemeinschaft gegen die Autokraten und Aggressoren um uns herum. Leider tut die EU-Bürokratie alles, um uns die Leidenschaft für das europäische Freiheitsprojekt auszutreiben. Fast täglich erreicht uns neuer Unsinn aus Brüssel. Das angekündigte Rauchverbot im Freien, auch wenn erst mal nur unverbindlich, ist der jüngste Beleg dafür – ein Wahnsinn. Bürokratie kostet Kraft, Geld und Wachstum. Die EU stranguliert die Industrie mit ihrer Regulierungswut. 13.000 Gesetze hat die EU demnach in der ersten Amtszeit von Ursula von der Leyen erlassen, 3.000 waren es im selben Zeitraum in Amerika! Nichts bremst die Wirtschaft mehr als übergriffige Bürokratie. Sie schadet unseres Erachtens noch mehr als die hohen Energiepreise. Die nächste Welle an Regulierungen rollt schon heran. Angeblich haben die EU-Übersetzungsdienste in Brüssel teils schon Annahmestopps verhängt, sie kommen einfach nicht mehr nach. 

Die Konsequenzen spüren die Betriebe jeden Tag: 22 Prozent der Arbeitszeit gehen laut einer Ifo-Studie bereits auf das Konto „Bürokratie“. Die Kosten für Formulare, Berichtspflichten, Statistiken fressen 6 Prozent des Umsatzes. Arbeits- und Steuerrecht, Datenschutz, Umwelt- und Baurecht – alles fordert seinen Tribut; 80 Prozent der Unternehmen fühlen sich in ihrer ökonomischen Freiheit eingeschränkt. „Wir erleben den höchsten Auswuchs von Bürokratiekosten in der Geschichte“ lautet das bittere Fazit der Ifo-Forscher. 

Einzelwert: United Internet

Die United Internet AG ist mit rund 29 Mio. kostenpflichtigen Kundenverträgen und rund 39 Mio. werbefinanzierten Free-Accounts ein führender europäischer Internet-Spezialist. Kern von United Internet ist eine leistungsfähige „Internet-Fabrik“ mit 11.000 Mitarbeitenden. Neben einer hohen Vertriebskraft über etablierte Marken wie 1&1, GMX, WEB.DE, IONOS, STRATO und 1&1 Versatel steht United Internet für herausragende Operational Excellence. 

Das Geschäft ist in die zwei Segmente „Access“ sowie „Applications“ unterteilt. 

Das Segment Consumer Access bietet über die Premium-Marke 1&1 sowie Untermarken wie yourfone und smartmobil.de Festnetz-Breitband- und mobile Internetdienste für Privatkunden an. Im Segment Business Access liefert 1&1 Versatel Glasfaserlösungen für Geschäftskunden. 

Das Segment Consumer Applications wird von Marken wie GMX, mail.com und WEB.DE getragen, die E-Mail- und Aufgabenverwaltungsdienste anbieten. Der Bereich Business Applications bietet unter der Marke IONOS eine breite Palette von Dienstleistungen für KMUs (Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen) an, wie Cloud-Lösungen, Domains, E-Commerce-Plattformen, Websites sowie Webhosting-Lösungen über STRATO. 

(Quelle: Marketscreener) 

Unternehmensmeldung – United Internet mit erfolgreichen ersten 9 Monaten 2024 

Montabaur, 12. November 2024 

Die United Internet AG hat auch in den ersten 9 Monaten 2024 in neue Kundenverträge sowie den Ausbau bestehender Kundenbeziehungen und damit in nachhaltiges Wachstum investiert. Insgesamt konnte die Zahl der kostenpflichtigen Kundenverträge um 420.000 auf 28,87 Mio. Verträge gesteigert werden. 

Der Umsatz stieg in den ersten 9 Monaten 2024 von 4.568,3 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum um 2,0 % auf 4.660,7 Mio. EUR. Ursächlich für den nur moderaten Umsatzanstieg waren vor allem geringere Hardware-Umsätze (insbesondere Smartphones) im Segment „Consumer Access“ (-74,4 Mio. EUR im Vergleich zu 9M 2023) sowie geringere Aftermarket-Umsätze im Segment „Business Applications“ (-10,6 Mio. EUR im Ver-gleich zu 9M 2023). Hardware- und Aftermarket-Umsätze sind margenschwach und haben nur sehr geringe Auswirkungen auf das Ergebnis. 

Das EBITDA belief sich in den ersten 9 Monaten 2024 auf 978,4 Mio. EUR (Vorjahr: 992,7 Mio. EUR). Darin enthalten sind um 93,3 Mio. EUR gestiegene Aufwendungen für den Ausbau des 1&1 Mobilfunknetzes in Höhe von -167,1 Mio. EUR (Vorjahreszeitraum: -73,8 Mio. EUR), inklusive -14,3 Mio. EUR periodenfremde 

Aufwendungen. Für das laufende Jahr rechnen United Internet und 1&1 nun mit marginal weniger Umsatz als bislang. 

Damit verfehlte United Internet die Erwartungen der Marktteilnehmer. 

United Internet und 1&1 starten das Jahr 2025 mit bedeutenden Veränderungen in der Führungsetage. Beide Unternehmen, die eng miteinander verbunden sind, haben jeweils neue Finanzvorstände ernannt. Die Börse quittiert dies erneut mit leichten Abschlägen. 

Die Analysten sehen United Internet dennoch überwiegend positiv. Das mittlere Kursziel für die Aktie liegt bei 24,95 EUR. Das wäre eine Kurschance von ca 67 % (Kurs 13.01.2025: 14,70 EUR) 

Wir schließen uns der Meinung des Warburg Research an: „der Blick auf die Summe aller Konzerteile offenbare die wirklich günstige Bewertung“, schrieb Analyst Simon Stippig Anfang Dezember in seiner Analyse. 

Die Aktie ist mit eine Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2025 von 7,45 und eine Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) von 0,51 historisch günstig bewertet. Die Dividendenrendite liegt derzeit bei ca. 3,35 %. 

Ausblick

Es ist ein ungewöhnliches Umfeld, in dem sich Investoren gerade bewegen. Blenden Anleger die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Risiken oder auch die extrem schlechte Situation in Deutschland, der größten Volkswirtschaft Europas, aus? 

Die für die Finanzmärkte relevante Gemengelage war selten so komplex und teilweise widersprüchlich wie zurzeit. 

Störfaktoren bleiben auch 2025. Egal ob der russische Angriffskrieg in der Ukraine, der Nahost-Krieg, die Handelsstreitigkeiten zwischen China und Europa sowie den USA oder die politischen Unsicherheiten etwa in Deutschland, Frankreich und neu, Südkorea. 

Es lohnt ein Blick auf die Anlegerlegende Warren Buffett und seiner Holding Berkshire: Angesichts der hohen Bewertungen (USA) hat er in seinem Portfolio eine Rekordsumme von 355 Milliarden Dollar Cash angehäuft. Ein Grund ist, dass der nach ihm benannte Buffett-Indikator anzeigt, dass der US-Aktienmarkt auf dem Niveau der zweifachen Wirtschaftsleistung der USA bewertet ist – das gab es noch nie. Der Rest der Welt wird im Schnitt auf dem Niveau der Gesamtwirtschaftsleistung gehandelt, ist also halb so hoch bewertet. 

In vielen Tech-Aktien stecken mittlerweile sehr hohe Erwartungen an die künftige Gewinnentwicklung. Sollten diese enttäuscht werden, weil sich die gewaltigen Investitionen eben nicht entsprechend in Gewinne transformieren lassen, drohen empfindliche Rückschläge. Viel schiefgehen darf angesichts der verteilten Vorschusslorbeeren in Zukunft nicht. 

Es ist faszinierend zu sehen, dass Anleger offenbar die USA immer stärker als nahezu das einzige Land ansehen, in das sie ihr Geld investieren. Aber dieses Land, das die Vorherrschaft in der Welt innehat, ist dabei, sich geopolitisch mehr und mehr zu isolieren. 

Die auslandsstarken DAX-Konzerne werden es mit Blick auf 2025 womöglich schwer haben. Zum einen, weil die Konjunktur im Heimatmarkt das dritte Jahr in Folge lahmen dürfte und keine Besserung in Sicht ist. Zum anderen, weil die Bedingungen in den USA und damit in dem für die DAX-Konzerne wichtigsten Absatzland schwieriger werden dürften, wenn Trump Einfuhrzölle verhängt. Dadurch verteuern sich deutsche Produkte und sind weniger wettbewerbsfähig. 

Herzliche Grüße aus Trier

Ihr Team der

Breiling | Spohn & Kollegen

Vermögensverwaltung GmbH

Disclaimer/Risikohinweis:
Dieser Kommentar dient ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder zu einer sonstigen Wertpapiertransaktion dar. In einem persönlichen Gespräch stehen wir gerne für weitere Informationen zur Verfügung. Eine Investmentstrategie orientiert sich stets an den persönlichen Umständen eines Anlegers wie beispielsweise Anlagehorizont, Risikoerwartungen und Renditeziele. © Breiling Spohn und Kollegen Vermögensverwaltung GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Eine Garantie für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Angaben oder dem Eintreffen von Erwartungen kann nicht übernommen werden und keine Aussage in diesem Marktkommentar ist als solche Garantie zu verstehen. Die Breiling Spohn und Kollegen Vermögensverwaltung GmbH noch deren Kooperationspartner übernehmen irgendeine Art von Haftung für die Verwendung dieser Präsentation oder deren Inhalt. Weder die Veröffentlichung noch eine Vervielfältigung dieses Marktkommentars darf ohne die vorherige ausdrückliche Erlaubnis der Breiling Spohn und Kollegen Vermögensverwaltung GmbH auf irgendeine Weise verändert oder an Dritte verteilt oder übermittelt werden. Mit der Annahme dieses Marktkommentars wird die Zustimmung zur Einhaltung der o.g. Bestimmungen gegeben.